Für manche ist die Kamille vor allem ein bitterer Tee (manche sprechen von Kamillentee), doch sie ist weitaus interessanter, als es den Anschein hat, und für ihre zahlreichen Vorteile bekannt. Zunächst einmal sollte erwähnt werden, dass es nicht nur eine einzige Kamille gibt. Tatsächlich gibt es drei Heilpflanzen, die den Namen Kamille tragen. Sie gehören zu unterschiedlichen botanischen Gattungen, obwohl alle drei zur großen Familie der Korbblütler (Asteraceae) zählen.
Wir haben:
- die Römische Kamille, Chamaemelum nobile, vielleicht die bekannteste und die, an die man zuerst denkt;
- die Echte Kamille, Matricaria recutita, auch Deutsche Kamille oder Kleine Kamille genannt;
- die Mutterkraut, Tanacetum parthenium (oder Chrysanthemum parthenium), auch bekannt als Falsche Kamille.
Diese drei Pflanzen haben unterschiedliche Eigenschaften, obwohl sich die der ersten beiden relativ ähneln. Daher ist es wichtig, genau zu bestimmen, welche Kamille man sucht, bevor man die gewünschte Pflanze identifiziert. Darüber hinaus betrifft die Ernte und Trocknung der Blüten hauptsächlich die ersten beiden: die Römische Kamille und die Echte Kamille. Beim Mutterkraut werden hingegen vor allem die Blätter verwendet.

Chamaemelum nobile (Foto Mélanie Show), Matricaria recutita und Tanacetum parthenium
Wann sollte man Kamillenblüten ernten?
Kamillen blühen über mehrere Monate, in der Regel von Mai bis September. Die Blüten sollten geerntet werden, wenn sie gerade aufgeblüht und voll entfaltet sind.
Es ist möglich, mehrere Ernten durchzuführen, denn durch das regelmäßige Pflücken während der Blütezeit kann die Pflanze ihre Reserven wieder auffüllen.
Wie immer sollte man für die Ernte einen regenfreien Tag wählen, um das Trocknen zu erleichtern und Schimmelbildung zu vermeiden, sowie einen sonnigen Tag, um die höchste Konzentration an Wirkstoffen zu erhalten.
Einige empfehlen auch, die Blüten am Morgen nach dem Tau zu pflücken, um ihr Aroma zu bewahren.
Wie erntet und trocknet man Kamillenblüten?
Es gibt zwei Trocknungstechniken, eine für alle drei Kamillenarten geeignet, die andere eher für das Mutterkraut. In beiden Fällen dauert das Trocknen der Kamille etwa eine Woche.
- Entweder pflückt man die Blüten einzeln und trocknet sie flach ausgebreitet auf einem Tuch oder Tablett an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort;
- Oder man bindet Sträuße aus voll erblühten Blüten – was beim Mutterkraut recht einfach ist – und hängt sie kopfüber an einem dunklen Ort auf, was dem Zuhause einen ländlichen Charme verleiht. Sobald die Blüten vollständig getrocknet sind, können sie abgezupft werden.
Man kann sie auch in einem Dörrgerät trocknen. Dazu die Blüten in einer einzigen Schicht auf dem Tablett verteilen und zwischen 1 und 4 Stunden trocknen lassen, wobei der Trocknungsprozess alle 30 Minuten überprüft werden sollte. Im Ofen bei niedrigster Temperatur trocknen die Blüten langsam über einige Stunden, je nach Ofen, ebenfalls unter regelmäßiger Kontrolle. Schließlich kann die Kamille auch in der Mikrowelle getrocknet werden. Die Blüten zwischen zwei Lagen Küchenpapier legen und je nach Leistung 30 Sekunden bis 2 Minuten trocknen lassen. Alle 30 Sekunden überprüfen, bis sie vollständig getrocknet sind.
Getrocknete Blüten nehmen eine leicht elfenbeinfarbene Tönung an. Wenn sie braun werden, sollten sie entsorgt werden.

Trocknen der Blüten in hängenden Sträußen
Wie bewahrt man Kamillenblüten auf?
Sobald die Blüten vollständig getrocknet sind, also wenn sie zwischen den Fingern zerbröseln, können sie in einem luftdichten Behälter aufbewahrt werden, geschützt vor Feuchtigkeit.
Auf diese Weise aufbewahrt, halten sich Kamillenblüten mehrere Monate. Denken Sie daran, die Behälter gut zu beschriften, besonders wenn Sie Blüten verschiedener Kamillenarten trocknen. Andernfalls könnte es später schwierig sein, sie auseinanderzuhalten.
Verwendungen
Um die Wirkstoffe der Kamille zu extrahieren, wie bei allen Blüten im Allgemeinen, wird die Technik der Infusion angewendet, bei der kochendes Wasser über die getrocknete Pflanze gegossen wird.
In der Regel rechnet man einen Teelöffel getrockneter Blütenköpfe der Römischen oder Echten Kamille pro Tasse. Oder getrocknete Blätter beim Mutterkraut.
Aber Vorsicht: Menschen mit Allergien gegen Korbblütler sollten vorsichtig sein, da eine allergische Reaktion nicht ausgeschlossen ist. Auch Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten sind möglich, daher ist es ratsam, einen Fachmann zu konsultieren.
Anwendungsgebiete
Römische Kamille & Echte Kamille
Beginnen wir mit den Eigenschaften der Römischen Kamille (oder Edelkamille) und der Echten Kamille (oder Matricaria), die sich relativ ähneln.
Beide können oral eingenommen oder äußerlich auf der Haut angewendet werden.
Orale Einnahme
Als Tee wird Kamille häufig zur Linderung von Verdauungsbeschwerden verwendet. Sie soll Blähungen, Völlegefühl, Aufstoßen und andere Verdauungsprobleme mildern.
Die Echte Kamille könnte außerdem den Appetit anregen.
Äußerliche Anwendung
Römische und Echte Kamille haben beruhigende und juckreizlindernde Eigenschaften für die Haut, das heißt, sie können beispielsweise Juckreiz lindern. Sie könnten auch bei Schürfwunden, Rissen und Insektenstichen helfen.
Auch gereizte Augen können von den beruhigenden Eigenschaften dieser beiden Kamillenarten profitieren.
Vorsicht: Für diese Anwendung muss die Zubereitung besonders sorgfältig erfolgen, um eine sichere Lotion zu erhalten.
Obwohl es üblich ist, die Blüten aufzugießen, sollten sie hier besser ein bis zwei Minuten gekocht werden. Dann die Hitze abstellen und ziehen lassen, bevor gründlich filtriert wird, um sicherzustellen, dass keine Partikel mehr in der Flüssigkeit sind. Warten Sie, bis die Flüssigkeit vollständig abgekühlt ist – Sie wollen sich ja nicht die Augen verbrennen! – bevor Sie ein Wattepad oder ein weiches, sauberes Tuch damit tränken und vorsichtig auf die Augenlider legen.
Zu guter Letzt sei erwähnt, dass die Echte Kamille (Matricaria) dafür bekannt ist, Haare aufzuhellen, und daher oft in entsprechenden Shampoos enthalten ist.
Mutterkraut
Die Eigenschaften dieser Pflanze unterscheiden sich deutlich von denen der zuvor genannten Kamillen.
Hier werden übrigens nicht die Blüten verwendet, sondern die oberirdischen Pflanzenteile – also vor allem die Blätter.
Aufgüsse aus Mutterkraut könnten Migräne und andere Kopfschmerzen lindern. Sie könnten auch bei schmerzhaften Menstruationsbeschwerden eingesetzt werden.
Abschließend
Seien Sie immer äußerst vorsichtig, wenn Sie Pflanzen verwenden. Wenn Sie Pflanzen zu Heilzwecken nutzen möchten, ist es selbstverständlich ratsam, einen Spezialisten zu konsultieren.
Außerdem – und das gilt besonders für Kamillen aufgrund der verwirrenden deutschen Namen – ist es entscheidend, die Pflanzen genau zu identifizieren und sich auf die lateinischen Namen zu beziehen.
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