Natürliche" Unkrautvernichter: Was steckt wirklich drin?

Natürliche" Unkrautvernichter: Was steckt wirklich drin?

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Geändert der Sonntag, 11. Mai 2025  durch Leïla 6 min.

Die sogenannten „natürlichen“ Unkrautvernichter erfreuen sich bei umweltbewussten Gärtnern immer größerer Beliebtheit. In Gartencentern oder im Internet versprechen diese Produkte, Unkraut zu beseitigen und dabei die Natur zu schonen.

Doch was bedeutet „natürlich“ wirklich auf dem Etikett dieser Produkte? Woraus bestehen sie? Und vor allem: Ist ihre Verwendung wirklich so harmlos, wie man denken könnte?

Dieser Artikel untersucht die Zusammensetzung der im Handel erhältlichen natürlichen Unkrautvernichter, analysiert ihre Auswirkungen auf den Boden, die Biodiversität und die Pflanzen und erkundet ökologische Alternativen für eine lebensfreundlichere Gartenarbeit.

ein unerwünschtes Unkraut im Steingarten

Schwierigkeit

Definition und Regelung von "natürlichen" Unkrautvernichtern

Heutzutage tragen viele Produkte das Etikett „natürliches Unkrautvernichtungsmittel“. Doch hinter diesem Begriff verbirgt sich eine große Vielfalt an Zusammensetzungen… und vor allem gibt es keine gesetzlich strenge Definition.

„Natürlich“: Ein verkaufsförderndes, aber vages Wort

In Frankreich wie in Europa ist „natürlich“ keine regulierte Kategorie für Pflanzenschutzmittel. Das bedeutet, dass ein Unkrautvernichter sich als „natürlich“ bezeichnen kann:

  • Weil er Substanzen pflanzlichen, mineralischen oder tierischen Ursprungs enthält,
  • Weil er Zutaten verwendet, die bereits in der Natur vorkommen,
  • Oder einfach aus Marketinggründen, wenn keine schweren chemischen Wirkstoffe enthalten sind.

Das garantiert weder Umweltverträglichkeit noch geringe Toxizität. Ein natürliches Produkt kann bei falscher Anwendung aggressiv für den Boden oder Mikroorganismen sein.

Was sagt das Gesetz?

Seit dem 1. Januar 2019 ist in Frankreich das Labbé-Gesetz in Kraft. Es verbietet Privatpersonen die Verwendung von synthetischen chemischen Pestiziden in Gärten, Gemüsebeeten, auf Balkonen und in öffentlichen Grünanlagen.

Erlaubt sind stattdessen nur:

  • Biokontrollprodukte (d.h. solche, die natürliche Mechanismen zur Schädlingsbekämpfung nutzen),
  • Produkte, die ausschließlich Substanzen enthalten, die im täglichen Leben verwendet werden (wie Essigsäure oder Natron),
  • Oder als gering riskant eingestufte Produkte.

Das bedeutet, dass sogar einige natürliche Unkrautvernichter verboten sind, wenn sie nicht diesen strengen Auswahlkriterien entsprechen.

Vorsicht vor falschen Versprechungen

In den Regalen findet man Produkte, die als „100 % natürlich“ beworben werden, aber nicht unbedingt biodiversitätsschonend sind und Zusatzstoffe oder wenig ökologische Formulierungsmittel enthalten können.

Alle in Frankreich als solche verkauften Unkrautvernichter müssen zwingend zugelassen sein (AMM). Dennoch kann selbst ein natürliches und zugelassenes Produkt bei falscher Anwendung Auswirkungen auf die Bodenbiodiversität oder nützliche Fauna haben. Es ist daher unbedingt notwendig, die Zusammensetzung und die Anwendungshinweise sorgfältig zu lesen. Die Gesetzgebung lenkt zwar in Richtung sicherer Produkte, diese sind aber nicht immer perfekt für die Umwelt.

Löwenzahn als Unkraut entfernen

Der Löwenzahn gehört zu den Unkräutern, die viele Gärtner gerne loswerden würden

Die gängigen Inhaltsstoffe von sogenannten "natürlichen" Unkrautvernichtern

Essigsäure (konzentrierter Essig)

  • Herkunft: entsteht durch Fermentation pflanzlicher Materialien, ist der Wirkstoff in weißem Essig.
  • Wirkung: verbrennt oberflächlich pflanzliches Gewebe, indem es Zellproteine denaturiert.
  • Vorteil: wirkt sehr schnell auf junge Keimlinge.
  • Grenze: wirkt nicht auf die Wurzeln. Folge: Unkräuter wachsen schnell nach, wenn die Wurzel nicht betroffen ist.
  • Umweltauswirkung: In hoher Konzentration verwendet, säuert es den Boden an und stört das mikrobielle Leben, das für seine Fruchtbarkeit essenziell ist.

Pelargonsäure (oder Nonansäure)

  • Herkunft: natürlich in bestimmten Pflanzen wie Storchschnabel vorhanden, aber auch industriell hergestellt.
  • Wirkung: zerstört die wachsartige Schutzschicht der Blätter, was zu deren schneller Austrocknung führt.
  • Vorteil: wirkt innerhalb weniger Stunden mit sofort sichtbarem Effekt.
  • Grenze: zerstört nur die oberirdischen Pflanzenteile, ohne tiefe Wurzeln zu erreichen.
  • Umweltauswirkung: kann für einige nützliche Insekten und Wasserorganismen bei Auswaschung toxisch sein.

Salz (Natriumchlorid)

  • Herkunft: natürliches Mineral, seit der Antike zur Bodensterilisierung verwendet.
  • Wirkung: führt durch Osmose zur Austrocknung der Pflanzenzellen.
  • Vorteil: wirksam auf isolierte Pflanzen oder gepflasterte Flächen.
  • Grenze: in hohen Dosen sterilisiert es den Boden dauerhaft. Dies verhindert jeglichen Neuwuchs, auch gewünschter Pflanzen!
  • Umweltauswirkung: Risiko der Grundwasserverschmutzung und der Bodendegradation.

Natron (Natriumbicarbonat)

  • Herkunft: natürliches Mineral in bestimmten Gesteinen oder industriell hergestellt.
  • Wirkung: verändert den pH-Wert auf der Blattoberfläche, was zu deren Austrocknung führt.
  • Vorteil: kostengünstig und einfach für kleine Flächen anzuwenden.
  • Grenze: wirksam nur auf junges Wachstum; unwirksam auf etablierte Pflanzen.
  • Umweltauswirkung: in hohen Dosen stört es das Bodenmilieu durch Beeinträchtigung der Mikrobenfauna.

Pflanzliche Jauchen

  • Herkunft: Mazeration von Pflanzen wie Brennnessel, Beinwell oder Schachtelhalm.
  • Wirkung: in hoher Konzentration können manche Jauchen als Verbrenner für junges Wachstum wirken.
  • Vorteil: Verwendung natürlicher Substanzen aus Pflanzen in standardisierten, geregelten Formulierungen.
  • Grenze: ihre Wirksamkeit variiert stark je nach verwendeter Pflanze, Formulierung und Zielpflanze.
  • Umweltauswirkung: falsch dosiert können manche Jauchen (insbesondere Brennnessel) den Boden mit Nitraten belasten und ein Ungleichgewicht der Bodenflora verursachen, wenn sie in zu großen Mengen verwendet werden.

Bei natürlichen oder naturbasierten Inhaltsstoffen kommt es darauf an, ihre Wirkung zu verstehen, sie vorsichtig einzusetzen und mechanische oder vorbeugende Lösungen zu bevorzugen, wann immer möglich!

Warum sind diese sogenannten "natürlichen" Unkrautvernichter nicht immer eine gute Lösung?

Eine begrenzte und oberflächliche Wirkung

  • Die meisten natürlichen Unkrautvernichter wirken nur durch Kontakt, indem sie die sichtbaren oberirdischen Teile verbrennen.
  • Die Wurzeln bleiben lebendig, was bedeutet, dass das Unkraut schnell nachwachsen kann, manchmal innerhalb weniger Tage bei warmem und feuchtem Wetter.
  • Einige mehrjährige Pflanzen und sehr widerstandsfähige Arten (Löwenzahn, Winden…) werden durch diese oberflächlichen Behandlungen kaum gebremst.
  • Witterungsbedingungen (Regen, Tau, intensive Sonneneinstrahlung) können die Wirkung eines natürlichen Unkrautvernichters schnell verringern.
  • Einige Arten passen sich an, indem sie dichter wachsen oder ihre Form verändern, um den oberflächlichen Angriffen zu widerstehen.

Ergebnis: Wiederholte Eingriffe sind notwendig, um einen freien Raum zu erhalten.

Risiken für das Bodenleben und die Biodiversität

Auch wenn es natürlich ist, bleibt ein Unkrautvernichter ein Produkt, das Ökosysteme stören kann:

  • Versauerung des Bodens durch überschüssige Essigsäure, was den nützlichen Bakterien und Pilzen schadet.
  • Osmotisches Ungleichgewicht des Bodens durch die Verwendung von Salz oder pflanzlichen Extrakten mit hohem Nährstoffgehalt.
  • Giftige Auswirkungen auf nützliche Insekten (wie Bienen oder Nützlinge), wenn die Produkte abfließen oder die Anwendungen nicht richtig kontrolliert werden.

Der Boden verliert allmählich seine natürliche Fruchtbarkeit, was langfristig zu einer Abhängigkeit von Bodenverbesserungsmitteln führen kann, um die Ungleichgewichte zu korrigieren.

Auch wenn die natürlichen Unkrautvernichter im Handel eine Alternative zu schweren chemischen Produkten darstellen, sind sie kein Wundermittel.
Sie bleiben Werkzeuge, die maßvoll eingesetzt werden sollten, als Ergänzung zu einer ganzheitlicheren Gartenbewirtschaftung, die auf Vorbeugung, manuelles Jäten und Toleranz gegenüber ein wenig „Wildwuchs“ in unseren Gärten basiert.

Noch sanftere Alternativen zur chemischen Unkrautbekämpfung… und sogar natürliche

Weil ein lebendiger Garten nicht bedeutet, alles zu „vernichten“, was uns stört, gibt es noch nachhaltigere und respektvollere Ansätze als die Verwendung von Unkrautvernichtern, selbst sogenannten „natürlichen“. Diese Methoden zielen darauf ab, mit der Natur zu arbeiten, nicht gegen sie.

Thermisches Unkrautvernichten

  • Prinzip: Verwendung eines thermischen Brenners (Gas oder elektrisch), um unerwünschte Pflanzen kurzzeitig stark zu erhitzen.
  • Wirkung: Der Hitzeschock lässt die Pflanzenzellen platzen; die Pflanze welkt und stirbt innerhalb weniger Tage.
  • Vorteil: Keine Chemikalien, keine Rückstände im Boden.
  • Grenzen: Tötet keine tiefen Wurzeln ab; regelmäßige Anwendungen sind notwendig.

Dicke Mulchschichten und Bodendecker

  • Dicke Mulchschicht: 5 bis 10 cm Mulch (Holzschnitzel, Blätter, trockener Rasenschnitt, Stroh) auftragen, um Licht vollständig zu blockieren und die Keimung von Unkraut zu verhindern.
  • Bodendecker: Anbau von teppichbildenden Pflanzen wie Zwerg-Klee, Kriechender Günsel oder Immergrün, die Unkraut ersticken und gleichzeitig den Boden verschönern.
  • Vorteil: Der Boden wird genährt, vor Erosion geschützt und sieht viel ansprechender aus als eine kahle Fläche.
effektive Bodendecker-Pflanzen

Immergrün, Kriechender Günsel und Klee sind effektive Bodendecker

Langfristig denken: Unser Verhältnis zu „Unkraut“ ändern

Muss ein Weg wirklich ohne ein einziges Grashalm sein? Oder ein Gemüsegarten ständig blitzblank? Ein bisschen „Wildnis“ im Garten bietet Nektar für Bestäuber, Lebensraum für Kleintiere und schützt den Boden vor Erosion.

Machen Sie den ersten Schritt, indem Sie Bereiche festlegen, in denen spontane Pflanzen geduldet werden.

Vorbeugende Lösungen

  • Regelmäßig hacken: Ein schneller Durchgang mit einer Hacke reicht oft aus, um junge Unkräuter zu entfernen.
  • Pflanzdichte planen: Ein gut bedeckter Boden lässt weniger Platz für Unkräuter.
  • Ränder pflegen: Übergangszonen (Hecken, Zäune) sind oft erste Befallsherde. Sauberhalten oder mulchen verlangsamt die Ausbreitung.

Die beste Unkrautbekämpfung ist vorbeugend und ökologisch. Je weniger der Boden gestört wird, desto weniger anfällig ist er für Unkrautinvasionen.
Einen lebendigen Garten zu kultivieren bedeutet manchmal, etwas Unvorhergesehenes zu akzeptieren – aber auch einen widerstandsfähigeren, schöneren… und beruhigenderen Raum zu schaffen.

ein wilder Bereich im Garten

Beginnen Sie damit, einen wilderen Bereich in Ihrem Garten zuzulassen

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